Kommentar

Der Diesel-Gipfel

angurten.de / christian schön
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Okay - wir können das auch "Nationales Forum Diesel" nennen. Aber das ist wahrscheinlich unser geringstes Problem. Das Grundproblem ist ja ein anderes. Wie so oft gehen Wahrnehmung und Wunsch mit der Realität weit auseinander.

Realität ist, dass die NOx Emissionen, um die es beim der derzeitigen Diskussion ja geht, seit 1990 erheblich gesunken sind. Ob es die in der gemeinsamen Erklärung einiger Ministerien angegebenen 60% sind, lässt sich nur schwer beurteilen. In den Großstädten konzentriert sich das naturgemäß. Trotzdem hält es uns nicht davon ab, in die Ballungsräume zu ziehen, wie die aktuelle Bevölkerungsentwicklung der größeren Städte zeigt.

Aber: Natürlich sind die Werte zu hoch. Und hier kann und muss man sicherlich auch etwas tun. Ein E-Auto kaufen zum Beispiel. Damit werden die Emissionen dann woanders ausgestoßen - zum Beispiel direkt neben dem Braunkohlen-Tagebau. Das ist jetzt zwar ein gemeiner Zusammenhang, aber wahrscheinlich ist die Relation nicht viel besser. Außer natürlich, man kauft sich ein Elektroauto und direkt die passende Photovoltaikanlage dazu. Geht in Großstädten aber auch nur schwierig. Und außerdem sind E-Autos ja auch noch viel zu teuer. Und dann die Reichweite. Das geht nun wirklich nicht.

Ja - so biegen wir uns manchmal die Welt zurecht. Es ist ja auch einfacher, mit erhobenem Finger auf die Autohersteller zu zeigen. Du Du Du! Stimmt. Die haben Mist gebaut. Abschaltautomatik ist nicht der feine Zug und da müssen sicherlich Sanktionen her. Apropos Zug. Auch dieser könnte sicherlich ein Stück Verkehr aus den Innenstädten holen, aber der ist ja auch nicht "en vogue" genug. Oder war es zumindest über mehrere Jahrzehnte nicht. Und jetzt merken wir so langsam, dass der Nahverkehr, der mithelfen könnte, den Schadstoffausstoß zu senken, liegt in vielen Gebieten so am Boden, dass er eben keine machbare Alternative darstellt. Insbesondere Stuttgarter wissen, was gemeint ist.

Aber kommen wir mal zurück. Das Papier des Diesel-Gipfels sichert nun zumindest einmal die kostenlose Nachrüstung aller Euro5 und 6 Dieselfahrzeuge zu. Das sind ca. 5,3 Millionen Fahrzeuge. In wie weit die Verbraucher dies nun annehmen, bleibt natürlich abzuwarten und es ist auch richtig, dass sich jeder Einzelne getäuscht und verladen fühlt. Und auch Verbrauchswerte werden wahrscheinlich nicht mehr stimmen. Und mehr Adblue wird im Zweifelsfall auch verbraucht. Und trotzdem: Dieselmotoren sind grundätzlich immer noch die CO2-schonendste Fortbewegung, wenn man von Elektroautos einmal absieht.

Ach ja - Fördermittel soll es natürlich auch geben. Insbesondere für ÖPNV mit zum Beispiel Hybrid-Zügen oder Elektrobussen sowie auch für die Ladeinfrastruktur im Bereich der E-Mobilität. Erstaunlich: Man fängt jetzt an, auch Schiffe, die im Hafen liegen mit Strom zu versorgen, damit die Dieselgeneratoren nicht durchlaufen müssen. Als ob der Strom gerade erst erfunden worden wäre.

Die Entscheidung liegt aber stets auch bei uns Verbrauchern. Und da scheint es noch zu hapern, weil uns selber das, was wir gerne so lautstark fordern, den Aufpreis nicht wert ist. Die meisten von uns haben eben keine Lust, 10.000 Euro mehr auszugeben, um elektrisch durch die Gegend zu fahren. Pendlerstrecken lassen sich so bei einem durchschnittlichen Weg von 15 km zumeist ohne Probleme bewerkstelligen. Und 10.000 Euro mehr sollten für viele auch kein Problem sein. Dann nutzt man das Auto eben etwas länger bzw. kann einen Teil des Geldes eventuell über geringere Wartungskosten einspielen. Unterm Strich scheinen wir der Luftreinhaltung aber dann doch sobald es uns selbst betrifft, diesen Stellenwert nicht zu geben.

Aber trotz aller Startschwierigkeiten: Die Elektrorevolution wird kommen. Und die jetzt so heiß diskutierten Probleme sind nur noch für eine Übergangszeit relevant. Und sobald das Elektroauto massentauglich ist, wird möglicherweise ein einzelner Hersteller den Stein so schnell anschieben, wie politische Stützen das nie tun können. Denn die schnellsten Revolutionen kommen immer dann, wenn der Verbraucher das Produkt auch tatsächlich geil findet und unbedingt haben will. Dieser Zeitpunkt ist bei Elektroautos derzeit noch nicht erreicht, aber er wird sicherlich kommen.

christian schön
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